Keren Cytter – The Lady of the Lake

09.09.2021, 20:00 Uhr

Ich habe versucht eine Performance zu entwickeln, die so viele theatralische Elemente wie möglich enthält und zugleich nichts behandelt
(Keren Cytter)

In ihren Geschichten greift Keren Cytter gesellschaftliche Entfremdung, die Banalitäten und den Horror des Alltags, insbesondere denjenigen zwischenmenschlicher Beziehungen, auf. The Lady of the Lake (2021 ist ein Theaterstück, das Cytter für Museum Tinguely AHOY! geschrieben hat und im Frankfurter Kunstverein präsentiert. Es handelt sich um einen Dialog, der keiner ist, und von den Schauspieler*innen Fernanda Farah und Damian Rebgetz aufgeführt wird.

Das Stück kombiniert Storytelling, Gesang, Tanz und Stand-up-Comedy. Inspiration bildeten hierbei unter anderem auch die Biografien der Schauspieler*innen. In Monologen adressieren die beiden Personen das Publikum und erzählen von prägenden Erlebnissen und der Entwicklung ihrer Lebensgeschichte: Etwa von der Mitgliedschaft im Ruderclub in der Kindheit „Can you imagine how it feels to be in a club you don’t want to be in, doing a sport you didn’t know it even existed? It’s called childhood, I know.“; oder von den Ehemännern, vom Winzer, Parfümeur, Jazzmusiker, Kinderarzt bis zum Journalisten. Dabei verlaufen die Monologe wie Linien, die sich teilweise kreuzen und stellenweise parallel verlaufen. Die Charaktere fallen sich gegenseitig ins Wort und drängen sich störend in den Vordergrund. Für Momente entsteht hin und wieder ein echter Dialog zwischen den beiden, der jedoch sofort wieder in getrenntes Sprechen zerfällt.

Der stechend scharfe und teils absurd komische Text mäandriert geleitet von Assoziationen inhaltlicher wie klanglautlicher Art ebenso wie von den Bewegungen der Spielenden. Immer wieder kommentiert die oder der andere wie ein „physisches Echo“ gestisch die Erzählung oder greift ihre oder seine Gesten auf. Zusammengehalten wird diese Textur durch zwei stets wiederkehrenden gestischen Elemente – eine Ruderbewegung und eine mit „Ahoi“ kommentierte Armbewegung – sowie durch das am Boden applizierte Pentagramm, welches die Bewegungen der Schauspieler*innen im Raum leitet: Ein Hin und Her innerhalb der geschlossenen Figur des Kreises. Mit Kommentaren zu theatralen Elementen oder etwa zur Performance Art „more elegant, more intelligent … than theater“, bricht das Stück scheinbar mit dem Spiel und kommentiert sein Medium selbstreflexiv.

Verwebt in den Text hat die Künstlerin ihre prägnanten Metaphern und präzisen Analysen unserer gegenwärtigen Gesellschaft. Mit trockenem Humor und zugleich schmerzhaft lässt uns Cytter mit ihrem Stück auf unsere singularisierte und performative soziale Gegenwart blicken.

Über die Künstlerin

Keren Cytter (*1977) studierte von 1997 bis 1999 am Avni Institute for Art in Tel Aviv und von 2002 bis 2004 mit einem Stipendium bei De Ateliers in Amsterdam. Nach einer Zeit in Berlin von 2005 bis 2012, lebt und arbeitet sie seitdem in New York. Die Künstlerin ist bekannt für ihre Videoarbeiten, Theaterstücke und Zeichnungen. 2012 gründete sie die Tanzkompanie D.I.E NOW (Dance International Europe Now). Darüber hinaus hat sie fünf Romane und drei Kinderbücher verfasst.

Die Werke der Künstlerin wurden in Einzelausstellungen untere anderem im Kunstmuseum Winterthur (2020), Center for Contemporary Art Chicago (2015) und der Kunsthal Charlottenborg, Kopenhagen, (2014) gezeigt. 2021 wurde das Guggenheim Fellowship an Keren Cytter vergeben.

Veranstaltungsort: Frankfurter Kunstverein
Termin: Donnerstag, 9. September, 20 Uhr
Eintritt: frei
Anmeldung bitte an post@fkv.de

Credits

im Auftrag von Museum Tinguely, Basel, im Rahmen von Museum Tinguely AHOY!
Text und Regie: Keren Cytter
Liedtexte: Keren Cytter
Liedkomposition: Andreas Schlaegel
Schauspieler*innen: Fernanda Farah und Damian Rebgetz
Kuratorin Museum Tinguely: Dr. Sandra Beate Reimann
Produktionsmanager: Attila Gaspar

Der Frankfurter Kunstverein freut sich über die Partnerschaft zum 25jährigen Jubiläum des Museum Tinguely. Erfahren Sie hier mehr zu Museum Tinguely AHOY!