Marie-Caroline Hominal – Eurêka, c’est presque le titre

09.09.2021, 18:30 Uhr

Die erste Geste, ob eine Bewegung, ein Gesichtszug oder eine Konstruktion, ist immer der Anfang einer Geschichte.
(Marie-Caroline Hominal)

Marie-Caroline Hominal verkörpert in ihren Werken häufig Tiere oder fiktionale Figuren, die sie kulturellen Traditionen ebenso wie der Pop-Kultur und der Welt der Cartoons entlehnt. Ihr neues Stück, das Sie für das Performanceprogramm von Museum Tinguely AHOY! entwickelt hat und im Frankfurter Kunstverein präsentiert, ist ein Solo, das sie selbst tanzt. Eine kreisrunde Fläche bildet die Bühne – man könnte auch sagen Manege – , auf welcher Hominal nacheinander in verschiedene Rollen schlüpft.

Das Stück mit dem sprechenden und zugleich augenzwinkernden Titel Eurêka, c’est presque le titre (2021), beginnt mit dem Bericht eines Traums, in dem sie mit John Cage Schach spielt. Inspiration bildet hierfür auch die Biografie von Jean Tinguely. Als zeitgenössische Äquivalente von Niki de Saint-Phalle oder dem Schweizer Rennfahrer Jo Siffert berichtet sie von Cardi B oder Lewis Hamilton. Neben dem tänzerischen Spiel mit abstrakten Formen folgen unter anderem Darstellungen von Charakteren, etwa einer Frauenfigur – zwischen Hexe und mexikanischer La Catrina -, eines Tigers sowie eine undefinierbare, glitzernde haarige Kreatur, die zwischen Lebewesen und Objekt changiert. Dabei aktualisiert Hominal die Fabel- und Fantasiefiguren mittels Gestik und einem Bewegungsrepertoire, das sie Alltags- und Popkulturen entnimmt.

Bewegung und Zirkularität als Vorraussetzung unserer Existenz, symbolisch präsent als Sonne und Mond – letzterer wird im silbrigen, kreisrunden Tanzboden evoziert -, liegen dem präsentierten Reigen zugrunde. Körper, Skulptur und Gestirne verbinden sich in Tanz und Bewegung. Das Ewige und Permanente, wie sie die Himmelskörper repräsentieren, vereinigt sich mit dem Momentanen, dem zeitgenössischen Spektakel zu einer machine infernal.

Im Verlauf der Performance agiert die Künstlerin mit verschiedenen Fundobjekten. Diese beginnen während der Aufführung wie zufällig eine installative Assemblage zu bilden. Mit dem Begriff der Assemblag lässt sich zugleich auch die Konzeption des Stücks selbst beschreiben: Die einzelnen von Hominal selbst als Nummern bezeichneten Sequenzen fügen sich sukzessive zu einem bunten und doch stimmigen Gesamtbild einer bewegten und tragisch-komischen imaginären Welt, ein kosmischer Zirkus zwischen Show-Business und Avantgarde-Kunst.

Über die Künstlerin

Die Französisch-Schweizerische Künstlerin Marie-Caroline Hominal (*1978) arbeitet und lebt in Genf. Ihre künstlerische Praxis umfasst Tanz, Choreografie, Video, Text, Zeichnung, Skulptur und Radio. Nach ihrer Ausbildung an der ZHDK TanzAkademie in Zürich und der Rambert School of Ballet and Contemporary Dance in London tanzte Hominal unter anderem mit Gisèle Vienne, Gilles Jobin, La Ribot, Marco Berrettini und am Tanztheater Basel. Seit 2002 realisiert die Künstlerin ihrer eigenen Werke und tourt mit ihren Stücken weltweit in Theatern, Museen und Galerien. 2019 wurde Hominal als „Herausragende Tänzerin“ mit dem Schweizer Tanzpreis ausgezeichnet.

Veranstaltungsort: Frankfurter Kunstverein
Datum: Donnerstag, 9. September, 18:30 Uhr
Eintritt: frei
Voranmeldung bitte an post@fkv.de

Credits
Im Auftrag von Museum Tinguely, Basel, im Rahmen von Museum Tinguely AHOY!
Konzeption und Choreografie: Marie-Caroline Hominal
Perfomer*in: Marie-Caroline Hominal
Kuratorin Museum Tinguely: Dr. Sandra Beate Reiman
Produktionsmanager: Attila Gaspar

Der Frankfurter Kunstverein freut sich über die Partnerschaft zum 25jährigen Jubiläum des Museum Tinguely. Erfahren Sie hier mehr zu Museum Tinguely AHOY!