Eric van Hove: Atchilihtallah – Von der Transformation der Dinge

11.11.2016 — 12.02.2017

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 10. November 2016, 19 Uhr

Der Frankfurter Kunstverein präsentierte die erste große institutionelle Ausstellung des belgisch/algerischen Konzeptkünstlers Eric van Hove in Deutschland. In seinen Skulpturen, Filmen und Langzeitprojekten schafft er vielfältige Bezüge zwischen Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft. Im Zentrum von Eric van Hoves künstlerischer Praxis stehen Fragestellungen zur Transformation kultureller, sozialer und ökonomischer Prozesse. Das künstlerische Vorgehen van Hoves kennzeichnet die genaue Erforschung der historischen Hintergründe und Ursprünge von Dingen, die als Teil der Warenwirtschaft produziert werden und innerhalb unterschiedlicher kultureller Zusammenhänge einen Bedeutungstransfer durchleben.

Der Titel der Ausstellung Atchilihtallah verwies auf eine marokkanische Redewendung, die „dies ist, was Gott uns gab!“ bedeutet und eine Haltung zum Ausdruck bringt, die auf Vertrauen und Zuversicht in das eigene Handeln und den Umgang mit Dingen beruht. Gleichzeitig ist es eine Aufforderung, die uns zur Verfügung stehenden Ressourcen und Fähigkeiten so schöpferisch und effizient wie möglich einzusetzen.

Der Frankfurter Kunstverein zeigte eine Auswahl zentraler Werke des Künstlers sowie zahlreiche Neuproduktionen, die in seinem Atelier in Marrakesch entstanden: Skulpturen als Repliken industriell hergestellter Fahrzeug- und Motorenteile. Diese Objekte wurden mit unüblichen Materialien in einem langen, manuellen Prozess von hochspezialisierten marokkanischen Handwerkern gefertigt. Darüber hinaus präsentierte van Hove Motorräder, die von Hand gebaut wurden und Kopien serienmäßig produzierter Fahrzeuge waren. Bei den beiden Prototypen stand der Aspekt der lokalen Produktion und die Anwendung lokalen Wissens im Vordergrund. Der Künstler, der sich als Konzeptkünstler versteht, strebt aber mit seinem Schaffen nach einer Verortung von Kunst, die Teil eines gesellschaftlichen und ökonomischen Wandels sein soll. Hierbei spielt für ihn eine zentrale Rolle der Stellenwert von Arbeit, nicht nur als fragmentierte produktive Zeiteinheit, sondern als Handlung, die Individuen und gesamten Gesellschaften einerseits Bedeutung ihres Tuns zurückgibt und andererseits eine Unabhängigkeit von globalen Lieferketten und kapitalistischen Hegemonien ermöglicht.

Extra für die Ausstellung in Frankfurt war ein im Atelier van Hove gebauter Mercedes-Benz 240 D. Dieses zusammengesetzte Kunstwerk wurde mit Ersatzteilen aus ganz Marokko gefertigt und vom Künstler von Nordafrika über Spanien und Frankreich nach Deutschland überführt. Indem die Objekte ihren ursprünglichen Kontext verließen, erhielten sie eine neue Bedeutung: in der Transformation wurden sie von Gebrauchsgegenständen zu Kunstwerken. Im gleichen Prozess wurden aus den Objekten Symbolträger für eine kulturübergreifende Wechselbeziehung.

Kuratorin: Franziska Nori (Direktorin Frankfurter Kunstverein)

Wir danken der Deutschen Botschaft Rabat, Marokko und dem Goethe Insitut Rabat, Marokko für die Unterstützung.